Gitarre im Musikladen oder online kaufen?

Gitarre online kaufen

Irgendwann ist es bei jedem von uns mal soweit. Eine erste oder neue Gitarre muss her. Da kommt die berechtigte Frage auf, wo man sein neues Instrument kaufen sollte. Musikladen oder Onlineshop? Versuchen wir mal die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten abzuwägen …

Musikladen
Ganz klar, der absolute Vorteil im Musikladen ist die direkte Konfrontation mit all den glänzenden, edlen und beindruckenden Gitarren. Schön aneinander gereiht, an der Wand hängend, in Vitrinen ausgestellt schreien Sie förmlich danach, gepackt und gespielt zu werden. Ein wortgewandter, ziemlich professionell wirkender Gitarrenverkäufer eilt herbei und bombardiert einen mit all den schönen Fachbegriffen, die man ständig im Übungsraum hört, in Magazinen oder im Internet liest.

Und spätestens hier mutiert man zum Showman. Man versucht mitzuhalten, professionell zu wirken – und die Objektivität geht so langsam flöten. Kein Wunder, hängt da doch eine Gibson in Sunburst-Weinrot gleich neben der Fender in Arctic White. Man hört langsam nicht mehr, was der nette Kerl da neben einem alles über sein Sortiment erzählt. Man fängt an sich vorzustellen, wie einem die Gitarre wohl stehen würde. Man hört sich sogar schon damit im Übungsraum abrocken. Langsam wandern die Füße wie von selbst zu den wirklich und ganz ehrlich qualitativ am hochwertigsten aussehenden Modellen und man fängt an, sie unauffällig zu berühren. Ein Fingerchen hier, ein Streich über den Body, ein fester Griff am Hals.

[amazon_link asins=’B0002GZSI6,B007WBEVVE,B001IAHN92,B0002F6PKM,B0002CZURO,B00I3XG5C8′ template=’ProductCarousel‘ store=’funkfood-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’f1952d0b-6bd9-11e7-88e0-0b6c6b758ead‘]

Dass da ein Preisschild hängt, fällt uns erst nach der zweiten Ekstasewelle auf. Und “wumms”, wir landen knallhart auf dem mit kleinen Gitarrenmotiven überzogenen Boden der Wahrheit. Das Teil können wir uns nie leisten, und falls doch wollten wir vielleicht ja eigentlich nur die Hälfte ausgeben. Trotzdem geht uns das Teil nicht mehr aus dem Blick, und das bleibt auch so, bis wir den Laden wieder verlassen.

Also gut, weiter geht der Kauf. Wir sind jetzt über die ersten Beben unserer Begeisterung hinweg und schnappen uns ein Teil, das mehr zu unserer Preisvorstellung passt. Wir setzen uns auf einen der praktischen Drehstühle, etwas abseits von dem Typen da drüben, der gerade sein ganzes Repertoire nochmal zum besten gibt, und zupfen vorsichtig ein bisschen rum. Jetzt kommt die berühmteste aller Gitarrenshop Fragen: Was soll ich jetzt spielen? Ganz egal was man jetzt spielt, man ist darauf bedacht, nicht daneben zu hauen. Konzentriert sich auf seine Fingerarbeit, versucht den Groove zu halten. In diesem Moment der totalen Ablenkung und Anspannung haben wir kaum noch eine Chance, objetiv zu beurteilen. Auch die knapp bemessene Zeit in dem Laden lässt es nicht zu, sich ausführlich mit dem Instrument zu beschäftigen. Ok, nicht so schlimm, dafür haben wir ja die Möglichkeit, alle Modelle die in Frage kommen vom Haken zu reißen und anzuspielen. Ein ganz klarer Vorteil gegenüber dem online Kauf. Wir haben quasi keine Bedenken, was Garantie oder Umtausch angeht, denn man steht ja Auge in Auge mit seinem Ansprechpartner, den man die ganze Woche problemlos aufsuchen kann um etwaige Formalitäten zu regeln. Ist meist auch ein netter Kerl, und der eine oder andere Tipp von ihm ist auch ziemlich brauchbar. „Wusste ja gar nicht dass es das gleiche Model auch made in Mexico gibt“ – „Ja, stimmt, der Sound ist auch hier Klasse.“

Ich habe mich entschieden und kaufe die Gitarre. Und jetzt kommt’s: Ich verlasse den Laden und habe das Instrument immer noch in der Hand. Schön im Karton verpackt schleppe ich es zum Auto und weiß, dass ich in Kürze zu Hause voll in die Saiten hauen werde. Ein unglaublich befriedigendes Gefühl ist während der Heimfahrt mein Begleiter.

Onlineshop
So, meine nächste Gitarre kaufe ich online. Gibt ja mittlerweile genügend bewährte Anbieter. Bevor ich anfange zu stöbern, versuche ich mir mit Bewertungen von anderen Käufern über die Shops ein Bild zu machen. Dann fang ich an. Ich betrete eine dieser anonym wirkenden Seiten und blättere mich durch das Angebot. Interessant – es gibt Bewertungen der Produkte von anderen Käufern. Ich kann mir die Gitarren bis zu meinem Preislimit sortieren lassen.
Ich mache mir einen Kaffee und schlendere gemütlich zum Computer zurück. Die Auswahl ist riesig. Wo war nochmal die Gitarre, die ich vorhin gesehen habe? Ich verliere ein bisschen den Überblick und greife zum Kaffee. Langsam etwas spät geworden. Ich speichere den Shop unter meinen Favoriten und hau mich aufs Ohr.

Nächster Abend – mit neuem Elan öffne ich die Seite und stöbere weiter. Nach eifrigem Hin- und Hergeklicke habe ich mich für drei Modelle entschieden. Jetzt googel ich nach Tests für besagte Gitarren und entscheide mich für meinen Favoriten. Okay, ab zur Kasse! Ah, da kommt eine Empfehlung. Ja, klar, das Kabel sollte ich unbedingt noch mitnehmen. Zu dem Preis, logo. So, Zahlung. Ich kann Vorauszahlung leisten. Oder nehme ich die Nachnahme? Ach, ich wähle die Abrechnung per Kreditkarte: ausführen. Hey, was ist das für ein komisches Gefühl da in der Magengegend? Ich zögere und klicke endlich doch auf „Bestellung abschicken.“

Nun kommt die nervöse Phase. Verdammt, die Bestellung ist doch erst seit einer halben Stunde raus! Ich versuche mich zu entspannen und greife zum nächsten Kaffee.

Zwei Tage später, meine Hände fangen an nach etwas zu greifen. Ich nehme mir einen Keks, eine Rippe Schoko, ich gehe raus und jogge eine Runde. Wieder daheim öffne ich die Seite mit dem Bestellstatus. Ah, Zahlung ist eingegangen. 22.00 Uhr. Draußen fängt es an zu regnen. Toll, wahrscheinlich ist jetzt ein Spezialagent der Firma unterwegs, durchschneidet mit seinem Säbel die Nebelbank, trotzt dem Sturm, um mir in den nächsten Minuten das Paket rein zu schmeißen. Genau.

Fünfter Tag – es klingelt. Draußen steht ein netter Kerl, aber ich sehe nur den Riesenkarton in seinen Händen. Wumms, die Tür ist zu. Ich hab das Teil! Behutsam stelle ich es zur Couch und schnappe mir ein Teppichmesser. Und da liegt Sie vor mir. In all Ihrem Glanz. Schnell die Hände am Hosenbein abgewischt und schon liegt sie in meinen Armen. Wahnsinn, das Warten hat sich gelohnt.

Und jetzt kommt das Beste. Ich fange an, völlig ungeniert rum zu zupfen. Ein bisschen Blues, ein paar Riffs hier, ein paar Solos da. Ich habe überhaupt keine Eile, denn das 14-tägige Rückgaberecht ermöglicht mir die Gitarre völlig ungestört und 100-prozentig objektiv zu beurteilen. Natürlich muss ich das Instrument äußerst behutsam behandeln. Wenn es mir gefällt, bin ich glücklich und es hat sich gelohnt.

Jetzt der ungünstige Fall, nach ein paar Tagen merke ich, die Klampfe taugt mir nicht. Also schwupps wieder eingepackt, die Tappser weg gewischt, den Rücksendeaufkleber drauf und weg damit. Bis die Gitarre beim Versand wieder eingetroffen ist und nach deren Überprüfung mein Geld gut geschrieben wird, vergehen Tage. Bei Bestellung einer neuen Gitarre geht alles wieder von vorne los, und wenn es dann gut läuft, habe ich trotzdem eine längere Zeit für den Kauf gebraucht. Es kommt letztlich auf den Anbieter an, wie lange die Versandvorgänge dauern. Gute Online Shops haben ihre Buchhaltung aber im Griff und wickeln deshalb auch alles relativ schnell ab.

Hier nochmal die Vor- und Nachteile aufgelistet

Musikladen
Positiv
Beratung
Ansprechpartner
Kontakt mit den Produkten
Direktes Kauferlebnis
Schnelle Abwicklung bei Garantie oder Umtausch

Negativ
Ablenkung
Druck
Subjektive Wahrnehmung
Kurze Zeit zum Testen
Zuschauer /-hörer

Onlineshop
Positiv
Kategorisierung nach eigenen Maßstäben
Schnelle Übersicht
Größere Auswahl
Meist günstiger
Genügend Zeit zum Testen
Objektivität

Negativ
Längere Wartezeit
Ungewissheit bei Rückgabe
Manchmal Vorauskasse
Verwirrend große Auswahl

Meine persönliche Erfahrung ist bei beiden Möglichkeiten positiv. Ich habe gerne das Instrument in der Hand, bevor ich es kaufe, spiele es aber auch gerne ungestört an. Ich bin weder im Musikladen noch bei einem online Händler auf die Nase gefallen. Gefällt mir der Musikladen und die Beratung, kaufe ich direkt und gerne vor Ort. Finde ich das Personal inkompetent oder unsympathisch, oder den Laden zu teuer, schaue ich mir das Produkt im Laden an und kaufe es dann über den online Shop.

Das könnte dich auch interessieren:

Das könnte dich auch interessieren …

2 Antworten

  1. Wizzlurks sagt:

    Sehr, sehr cool geschrieben, da wird das Lesen nicht so schnell langweilig! Und überhaupt, eine schöne Seite hab‘ ich hier entdeckt…

    Liebe Grüße,

    Wizzlurks

  1. 1. November 2009

    […] anbieten. Im Unpluged-Room kann man sich über Gott und die Gitarrenwelt austauschen. Dein Instrument – hier sind die Besucher gefragt. Anstatt der üblichen Tests in den bekannten Magazinen […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Spam Schutz * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.